Zwänge kennen wir alle, z.B. das
Kontrollieren von Elektrogeräten oder abgeschlossenen
Türen. Dies hat in der Regel keinen Krankheitswert. Bei
Zwangsstörungen hingegen sind
Zwangsgedanken (die fast immer als sinnlos erlebt werden) oder
Zwangshandlungen (etwa
Waschen, Kontrollieren, Ordnen) quälend und stören den Alltag. Zwangsstörungen gehören zu den häufigeren psychischen Erkrankungen (bei 2 bis 3% aller Menschen ist im Laufe des Lebens eine
Zwangsstörung zu erwarten, sie tritt dann meist schon in der
Jugend oder spätestens im jungen Erwachsenenalter auf), werden aber häufig
verheimlicht. Die Erkrankung ist fast immer chronisch und kann zu ausgeprägten
psychosozialen Beeinträchtigungen führen.
Betroffene sollten demzufolge nicht lange zögern, sich therapeutische Hilfe zu suchen. Die Art der Zwänge ist oft kulturell geprägt, die Häufigkeit von Zwangserkrankungen ist allerdings
unabhängig von kultureller Herkunft oder sozialer Schicht.
Ursächlich kommen neurobiologische und psychologische Faktoren in Frage. Depressionen und Ängste sind häufigere begleitende Beschwerden.
Psychotherapeutisch wird in erster Linie die Verhaltenstherapie eingesetzt. Beim Überwiegen von Zwangsgedanken (gegenüber
Zwangshandlungen) oder beim Vorliegen einer begleitenden Depression ist eine zusätzliche medikamentöse Behandlung der alleinigen
Psychotherapie überlegen. Eingesetzt werden in erster Linie Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, deren Wirksamkeit bei Zwängen meist an die kontinuierliche Einnahme gebunden ist.