Die Bedeutung psychischer Faktoren bei neurologischen Erkrankungen

Kommt eine neuer Patient in die neurologische Sprechstunde, so wird sein Arzt sehr häufig mit den Symptomen Kopfschmerzen und Schwindel konfrontiert. Beide Beschwerden können selbstverständlich sowohl körperlich als auch psychisch bedingt sein. Deswegen hat es sich bewährt - und es ist auch richtig so - wenn der Arzt von Anfang an seine "diagnostischen Fühler" in beide Richtungen ausstrecken kann. Gerade bei einem chronischen Schmerz wäre es völlig falsch, psychologische Gesichtspunkte außer Acht zu lassen.

Aber auch therapeutisch macht es Sinn, wenn derselbe Arzt psychische Folgen körperlicher Erkrankungen mitbehandeln kann. So spielen psychologische Faktoren im Verlauf einer Multiplen Sklerose oder einer Parkinson-Krankheit immer eine Rolle, mitunter muss eine depressive Verstimmung mitbehandelt werden, mal beratend, u.U. auch medikamentös. Neben diesen so genannten psychoreaktiven Folgen körperlicher Erkrankungen können bei Hirnerkrankungen diese allein durch organische Veränderungen im Gehirn zu psychischen Folgen führen, es gibt auch Depressionen mit überwiegend körperlicher Ursache, aber auch Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme, Verhaltensänderungen oder Schlafstörungen sind möglich. All dies muss als Folge von Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson, Hirntumoren oder Epilepsie nicht auftreten, ist aber möglich und sollte bei ausgeprägteren Beschwerden dann auch mitbehandelt werden. Demzufolge ist es für Patienten mit Hirnerkrankungen sehr hilfreich, wenn das Behandlungsspektrum der Psychiatrie von ihrem Neurologen genutzt werden kann, in der psychologischen Beratung, aber natürlich auch im Einsatz von Medikamenten wie Antidepressiva, Neuroleptika und anderen.