Bei der Parkinson-Krankheit (= Morbus Parkinson = Idiopathisches Parkinson-Syndrom) ist die Früherkennung wichtig (>Checkliste zur Parkinson-Früherkennung), um den Verlauf dieser gut therapierbaren Krankheit möglichst günstig zu beeinflussen. Ein einseitiges Zittern ist da schon genauso verdächtig wie ein kleinschrittiger Gang bei allgemeinem Antriebsmangel und gedrückter Stimmung, auch schmerzhafte Muskelverspannungen können erste Symptome sein.
Wenig bekannt ist, dass eine Geruchsstörung in bis zu 90% als Frühsymptom auftritt (ein Zittern als Frühsymptom nur in ca. 50%!). Ursächlich ist ein Untergang von Nervenzellen in bestimmten Hirngebieten, die die Bewegung steuern. Die Diagnose wird klinisch bei der üblichen neurologischen Untersuchung gestellt. Zusatzuntersuchungen des Gehirns dienen dem Ausschluss anderer Ursachen bzw. Forschungszwecken (z.B. Fluorodopa-PET). Neueren Datums ist die DaTSCAN-Untersuchung, eine nuklearmedizinische Untersuchung des Gehirns, durch die bei begründetem diagnostischem Zweifel Parkinson-Syndrome mit hoher Trennschärfe z.B. vom essenziellen Tremor (und natürlich auch vom Gesunden) abgegrenzt werden können.
Das Spektrum der medikamentösen Behandlung hat sich in den letzten Jahren deutlich erweitert. Abgesehen von hochbetagten Patienten hat sich die Kombinationsbehandlung mit mehreren Substanzen v.a. bei einer ausgeprägteren Symptomatik bewährt (oft mit zwei Medikamenten), damit sich verschiedene Wirkmechanismen auf lange Sicht positiv ergänzen. Die L-Dopa-Präparate (= Levodopa) sind sehr wirksame Medikamente, aus Gründen möglicher Langzeitnebenwirkungen geht man damit heute jedoch desto zurückhaltender um, je jünger der Patient ist. Meist wird mit so genannten Dopaminagonisten kombiniert, deren Anzahl in der letzten Zeit gestiegen ist (Rotigotin ist bereits als Pflaster auf dem Markt). Je nach Krankheitsschwerpunkt (z.B. Zittern), Erkrankungsalter, Krankheitsausprägung oder psychischen Veränderungen kann oder sollte noch ein weiteres Medikament hinzu gegeben werden: Amantadin, Selegilin, Rasagilin, Budipin, ein COMT-Hemmer oder seltener auch ein Anticholinergikum.
Sehr in der Diskussion ist zurzeit die medikamentöse Neuroprotektion (vorbeugender Schutz der Nervenzellen), z.B. durch Selegilin, Amantadin oder Dopaminagonisten, diese müsste dann so früh wie möglich einsetzen, wenn sie denn funktioniert. Vor allem bei jüngeren Parkinson-Patienten (das sind diejenigen unter 70 Jahren!) wird man versuchen, zunächst auf L-Dopa-Prärarate zu verzichten und beginnt die Behandlung meist mit einem Dopaminagonisten, seltener mit Selegilin oder Amantadin. Jede Behandlung muss vom Neurologen in Zusammenarbeit mit dem Patienten individuell abgestimmt werden.
Da das typische Parkinson-Syndrom medikamentös gut zu behandeln ist, wird man eher selten an die stereotaktische Hirnoperation denken ("Hirnschrittmacher" = Tiefe Hirnstimulation), obwohl die bisherigen Daten darüber ausgesprochen positiv sind, immerhin handelt es sich um eine Hirnoperation, zu der man nicht vorschnell raten sollte. Auch psychische Nebenwirkungen sind möglich: Positiv (z.B. mehr Selbstsicherheit und Humor), auch negativ (z.B. Reizbarkeit und Spielsucht) - beides ist als Persönlichkeitsveränderung aufzufassen, die zumindest vorübergehend nach der Operation auftreten kann.
Die Lebensqualität der Parkinson-Kranken wird häufig von den nicht-motorischen Symptomen der Erkrankung bestimmt, nämlich von Depressionen oder einem eingeschränkten Konzentrationsvermögen, das selten das Ausmaß der Alzheimer-Krankheit erreicht (leichte bis mäßige Hirnleistungsschwäche in 20 bis 30%). Depressionen kommen in 40 bis 50% bei der Parkinson-Krankheit vor und sollten gerade wegen ihres enormen Einflusses auf die Lebensqualität auch behandelt werden. Nicht vernachlässigt werden darf die Krankengymnastik. (INTERNET: www.kompetenznetz-parkinson.de, www.parkinson-selbsthilfe.de, www.parkinson-vereinigung.de oder www.parkinson-web.de)
Anhang: Im Verlauf der Parkinson-Krankheit tritt oft eine Gangstörung auf (kleinschrittiger, etwas vornüber geneigter Gang mit angewinkelten Armen, die weniger mitbewegt werden). Andere Störungen des Ganges müssen davon unterschieden werden, z.B. die so genannte frontale Gangstörung bei Durchblutungsstörungen des Gehirns oder einem Normaldruckhydrozephalus (schlurfender Gang, Füße quasi am Boden haftend und oft etwas nach außen rotiert, Schwierigkeiten beim Gangstart, Gehen etwas breitbeiniger als bei der Parkinson-Krankheit). Der Normaldruckhydrozephalus wird in ca. 80% nicht erkannt, er ist eine Erkrankung älterer Menschen (bei ca. 10% aller Pflegeheimbewohner), eine so genannte Shunt-Operation hilft in ca. 80% = neurochirurgische Eingriff mit künstlicher Ableitung des Liquors ("Hirnflüssigkeit"). (INTERNET: Normaldruckhydrozephalus)