Das KARPALTUNNELSYNDROM ist das häufigste Nervenkompressionssyndrom (Engpass-Syndrom) in der Neurologie ("eingeklemmter Nerv am Handgelenk"). fast bei 4% aller Menschen leiden darunter mehr oder weniger, FRAUEN sind leider häufiger betroffen: Es besteht ein erhöhtes Risiko in der Schwangerschaft und in den Wechseljahren, wahrscheinlich durch hormonelle Faktoren. Typische SYMPTOME sind nächtliche Missempfindungen in den Händen (ein- oder beidseitig), Einschlafen der Hände und v.a. Schmerzen, mitunter nur im Handgelenk, aber z.T. auch bis zur Schulter ausstrahlend. Häufig verschlimmern sich die Beschwerden nach manueller Arbeit oder z.B. auch beim Radfahren. Besonders gefährdet sind Berufsgruppen mit belastender manueller Tätigkeit, z.B. Fließbandarbeiter, Tätigkeiten mit sich wiederholenden Bewegungen, der Umgang mit vibrierenden Maschinen, auch Musiker sind vermehrt betroffen, Akademiker bleiben nicht verschont, weil das Karpaltunnelsyndrom auch "einfach so" auftreten kann. Ein erhöhtes Risiko durch COMPUTERARBEIT konnte bisher in Studien - durchaus im Gegensatz zur Auffassung von Laien - nicht nachgewiesen werden. Seit 2009 ist die Erkrankung in Deutschland als BERUFSKRANKHEIT anerkannt. URSACHE ist eine Druckschädigung des Nerven (Nervus medianus) im so genannten Karpaltunnel (Verbindung zwischen Unterarm und Hohlhand an der Innenseite des Handgelenkes). Der Medianusnerv verläuft hier in einem Tunnel, dessen Begrenzung auf der Handgelenksinnenseite von Bändern gebildet wird (so genanntes RETINACULUM FLEXORUM).
Zu dieser Druckschädigung kommt es meist (in 50 bis 85%) ohne sonstige fassbare Ursache! Nur in der Minderzahl der Fälle sind andere Erkrankungen ursächlich wirksam, z.B. eine rheumatoide Arthritis, ein Überbein, eine Fraktur oder auch allgemeine Ursachen wie Diabetes (Diabetiker haben in ca. 14% ein Karpaltunnelsyndrom) oder eine Flüssigkeitseinlagerung in der Schwangerschaft. Häufig werden die Beschwerden des Karpaltunnelsyndroms von den Betroffenen als wirbelsäulenbedingt fehlgedeutet. Wer nachts aufwacht und irgendwelche Missempfindungen in Daumen, Zeige- und Mittelfinger spürt, die Hand dann "ausschüttelt" oder aus dem Bett hängen lässt, hat viel eher ein Karpaltunnelsyndrom als einen "eingeklemmten Nerven" an der Halswirbelsäule, auch wenn zusätzliche Nackenverspannungen bestehen.
Deswegen ist eine NEUROLOGISCHE UNTERSUCHUNG erforderlich: Dabei fallen mitunter neben einem Taubheitsgefühl (typischerweise an Mittel-, Zeigefinger und/oder Daumen) auch eine Verschmächtigung des Daumenballens und eine gewisse Kraftminderung auf, die letzten beiden Symptome allerdings erst im fortgeschrittenen Stadium. Bei einer starken Beugung des Handgelenkes verstärken sich evtl. die Missempfindungen (so genannter Phalen-Test). Prinzipiell sollte das Karpaltunnelsyndrom wegen seiner Häufigkeit bei allen unklaren Schulter-Arm-Beschwerden in die Überlegungen mit einbezogen werden. Es schließt sich nun die Bestimmung der NERVENLEITGESCHWINDIGKEITEN an (Elektroneurographie), die bei dieser Erkrankung zu charakteristischen Befunden führt. Andere neurologische Erkrankungen, die ebenfalls Beschwerden in den oberen Extremitäten auslösen können, werden so ausgeschlossen. Nur auf diese Weise kann die Diagnose letztlich gesichert werden. Man bedenke: Es kommt zwar vieles von der Wirbelsäule, aber nicht alles! Betroffene können den Unterschied zwischen Karpaltunnelsyndrom und Halswirbelsäulenbeschwerden, die bis zu Hand ausstrahlen nicht erspüren - und ein ärztlicher Griff an den Nacken ist kein maßgebliches Kriterium.
Die THERAPIE kann konservativ (Handschiene) oder operativ sein. Dies hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. Bei einem stark ausgeprägten Karpaltunnelsyndrom (z.B. ständige Missempfindungen, Beschwerden länger als ein Jahr oder stark verzögerte Messwerte in der Elektroneurographie) wird auf Dauer meist nur die operative Therapie helfen können. Bei der HANDCHIRURGISCHEN OPERATION (in der Regel ambulant) wird zur Druckentlastung das Retinaculum flexorum (s.o.) gespalten, die Stabilität des Handgelenkes leidet dadurch in keiner Weise. Seit etlichen Jahren kann diese Operation auch endoskopisch durchgeführt werden. Die ENDOSKOPISCHE KARPALTUNNELSPALTUNG ist bei entsprechender handchirurgischer Erfahrung genauso risikoarm wie die OFFENE OPERATION, öfters sind die Patienten danach rascher wieder arbeitsfähig. Nicht endoskopisch operiert werden sollte bei bereits vorhandener Verschmächtigung des Daumenballens und z.B. bei Karpaltunnelsyndromen nach Trauma/Fraktur oder bei rheumatischen Grunderkrankungen. (LITERATUR: Zifko/Worseg/Fialka-Moser, Karpaltunnelsyndrom, Kneipp-Verlag, Wien 2006, INTERNET: Die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie zeigt Videos zur offenen und endoskopischen Operation)