essenzieller tremor

Dieser Tremor (= Zittern) ist wesentlich häufiger (zwei Häufigkeitsgipfel des Erkrankungsbeginnes im 2. und 6. Lebensjahrzehnt) als die Parkinson-Krankheit, aber viel unbekannter, es handelt sich um die häufigste Bewegungsstörung überhaupt (bei fast 5% aller Menschen über 40 Jahren auftretend, nach dem 65. Lebensjahr z.B. ähnlich häufig wie Arthrose oder Diabetes, ca. 20% der Betroffenen erkranken allerdings vor dem 30. Lebensjahr). Die Ursache ist wahrscheinlich eine Funktionsstörung in bestimmten Regelkreisen des Gehirns, die die Bewegung steuern.

 

Die Diagnose (die Tremorfrequenz kann bei der Elektromyographie bestimmt werden und lässt bestimmte Rückschlüsse zu) beruht auf der Kombination eines Zitterns der Hände und Unterarme beim Halten (evtl. zusätzlich beim Bewegen - bei der Parkinson-Krankheit typischerweise in Ruhe!) und der Abwesenheit anderer neurologischer Symptome. Die Diagnose wird bestätigt durch eine längere Dauer der Krankheit (bis zur Diagnose schon mindestens 3 Jahre ohne Hinzutreten anderer Beschwerden), die Erkrankung anderer Verwandter (in ca. 60% oder mehr) und die oft bessernde Wirkung von Alkohol auf das Zittern (obwohl der essenzielle Tremor nicht durch vermehrtes Trinken verursacht wird und dies natürlich nicht zur Therapie genutzt werden kann). Die Abgrenzung von anderen Erkrankungen mit Tremor ist wichtig, ganz besonders bei den nicht erblichen Formen, z.B. Parkinson (einseitig betontes Zittern, u.U. auch stärkerer Beintremor, Zittern überwiegend in Ruhe, zusätzliche Gehstörungen), Dystonie (Tremor in einem Arm betont oder ungewöhnliche Kopfhaltung), psychogener Tremor (z.B. plötzlicher Beginn) oder medikamentös bedingter Tremor (z.B. durch Schilddrüsenpräparate, Antidepressiva oder bestimmte Herzmittel).

 

Die Behandlung der Erkrankung, die meist gutartig verläuft, aber psychosoziale Auswirkungen mit sich bringt und bei ca. 15% der Betroffenen zu einer vorzeitigen Berentung führt, ist bei einem ausgeprägteren Zittern medikamentös: Betablocker und/oder Primidon. In eher seltenen Einzelfällen kommen andere Medikamente in Betracht, z.B. Mirtazapin, Gabapentin/Topiramat, Clonazepam/Alprazolam (nur vorübergehender Einsatz) oder auch Clozapin (Blutbildkontrollen!). Beim dystonen Tremor, Kopf- oder Stimmtremor kann die Injektion von Botulinum-Toxin helfen; bei schweren Formen des essenziellen Tremors, die medikamentös nicht zu beeinflussen sind und starken Einschränkungen des Alltags durch das Zittern, ist die neurochirurgische Implantation eines so genannten "Hirnschrittmachers" (Tiefe Hirnstimulation) zu erwägen. (INTERNET: www.tremor.org.uk)