polyneuropathien

POLYNEUROPATHIEN wurden schon kurz erwähnt (s.o. Punkt 2). Es handelt sich dabei um Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die mehrere Nerven gleichzeitig betreffen. An SYMPTOMEN klagen die Patienten meist über Missempfindungen in den Extremitäten (z.B. kribbelnd, pelzig, brennend oder &bdquowie Ameisen&ldquo). Die klassische Symptomatik ist beinbetont und dort zu den Füßen hin schlimmer werdend, oft symmetrisch, asymmetrische Formen kommen vor, z.B. die multifokale motorische Neuropathie. Hinzu kommen bisweilen Muskelkrämpfe oder ein Gefühl, wie auf Watte zu gehen. Die URSACHEN von Polyneuropathien sind vielfältig, am häufigsten sind Nervenschädigungen durch Diabetes (Zuckerkranke neigen auch eher zum Karpaltunnelsyndrom oder anderen Engpass-Syndromen) oder Alkohol. Daneben gibt es erbliche (z.B. die Hereditäre Motorisch-Sensible Neuropathie = HMSN) und entzündliche Formen (z.B. das Guillain-Barré-Syndrom und chronisch-entzündliche Formen), der Rest verteilt sich auf eine Vielzahl seltenerer Ursachen.


Bei der NEUROLOGISCHEN UNTERSUCHUNG lassen sich die häufig symmetrischen Störungen des Berührungsempfindens objektivieren, die Reflexe sind typischerweise abgeschwächt, in schwereren Fällen können auch Lähmungserscheinungen auftreten. Ganz wichtig ist die Abgrenzung von bandscheibenbedingten Beschwerden mit Ausstrahlung in die Beine, als solche werden Polyneuropathien von Laien nicht selten verkannt. Charakteristisch für ein Bandscheibenleiden ist die häufiger einseitige ischiasartige Schmerzausstrahlung ins Bein, die typische Polyneuropathie macht in beiden Beinen eher kribbelnde Missempfindungen (oder Taubheitsgefühle), der Schmerz ist meist nicht so ausgeprägt. Der Sicherung der Diagnose und der Abgrenzung von anderen Erkrankungen dient wiederum die ELEKTROMYOGRAPHIE mit Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeiten.

 

Dabei werden einerseits Nerven elektrisch, andererseits Muskeln mit Nadel- oder Oberflächenelektroden untersucht. Diese Untersuchungen sind ungefährlich und weit harmloser als von manchen Patienten vorab angenommen. Für die Untersuchung peripherer Nerven sind diese Methoden genauso unverzichtbar wie das EKG für das Herz. Eine LABORUNTERSUCHUNG ist in der Polyneuropathiediagnostik ebenfalls erforderlich, da sich zahlreiche internistische Ursachen nur auf diese Weise nachweisen oder ausschließen lassen. Nach Abschluss dieser Diagnostik bleiben 10 bis 30% der Polyneuropathien ursächlich noch unklar, so dass dann die stationäre Diagnostik zu erwägen ist, zumindest bei ausgeprägteren Formen.

 

Die THERAPIE richtet sich zunächst einmal nach der Ursache; Missempfindungen, Schmerzen oder z.B. ein Restless-Legs-Syndrom können mit speziellen Medikamenten behandelt werden (z.B. Carbamazepin oder L-DOPA). Durch den Einsatz neuerer Medikamente wie Gabapentin oder Pregabalin hat sich für Patienten, die unter so genannten neuropathischen Schmerzen im Rahmen einer Polyneuropathie leiden, etliches verbessert. (LITERATUR: Neundörfer/Heuß, Polyneuropathien, Thieme-Verlag, Stuttgart 2006, INTERNET: www.dgm.org