epilepsie

Die Wahrscheinlichkeit, irgendwann im Leben einen epileptischen Anfall zu erleiden, liegt bei ca. 5%. Man unterscheidet zwischen Gelegenheitsanfällen und der Krankheit Epilepsie (= wiederholtes Auftreten von Anfällen). Laien kennen oft nur den "großen Anfall" (Grand mal) mit Sturz, Bewusstlosigkeit und Krämpfen. Daneben gibt es eine Vielzahl anderer Anfallstypen (oft altersabhängig), z.T. mit Bewusstseinsveränderung (z.B. Absencen), aber auch ohne diese. Die Ursachen können in einer genetischen Bereitschaft liegen, aber auch in anderen Hirnerkrankungen (z.B. Verletzungsfolgen oder Tumoren).

 

Deswegen sind Zusatzuntersuchungen erforderlich, insbesondere EEG (Elektroenzephalographie) und Kernspintomographie. Abgegrenzt werden müssen Synkopen (Ohnmachtszustände) anderer Ursache. Unterschieden wird in der Regel zwischen fokalen (von einem bestimmten Hirngebiet ausgehenden), generalisierten (von beiden Hirnhälften ausgehenden, oft bei einer genetischen Veranlagung) und unklassifizierbaren epileptischen Anfällen.

 

Eine medikamentöse Behandlung wird in der Regel nach dem zweiten Anfall einsetzen (Risiko weiterer Anfälle dann bei ca. 75%) und sich nach dem Anfallstyp richten. Mitunter sollte eine Therapie bereits nach dem ersten Anfall begonnen werden, z.B. bei bestimmten EEG-Veränderungen im Rahmen einer generalisierten Epilepsie oder auch bei radiologischem Nachweis von Epilepsie auslösenden Veränderungen im Gehirn. Das Therapieziel Anfallsfreiheit wird in ca. 80% erreicht.

 

Mittel der ersten Wahl ist oft Valproat, Carbamazepin wird seltener eingesetzt als früher. Zunächst wird immer versucht, mit einem einzigen Medikament auszukommen. Anfallsprovozierende Faktoren müssen vermieden werden, v.a. Schlafentzug und vermehrter Alkoholkonsum. Ein Medikamentenwechsel (evtl. auch Kombinationstherapie) in der oft mehrjährigen Behandlung wird bei Unwirksamkeit oder Nebenwirkungen (z.B. Müdigkeit, Konzentrationsstörung, Zittern) vorgenommen.

 

In den letzten Jahren sind zahlreiche neue Medikamente auf den Markt gekommen (u.a. Lamotrigin, Gabapentin, Topiramat, Pregabalin, Levetiracetam, Lacosamid), die oft weniger müde machen und einen weiteren Fortschritt in Bezug auf die Medikamentenverträglichkeit gebracht haben. Neurologischerseits müssen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten berücksichtigt werden.

 

Epilepsiechirurgische Maßnahmen (= neurochirurgischer Eingriff) kommen bei medikamentös nicht ausreichend behandelbarer Epilepsie in Betracht. Psychologische Probleme, Sexualität, Empfängnisverhütung, Schwangerschaft, Epilepsie im Alter, Ausbildung und Beruf, Autofahren, Sport, Flugreisen oder Impfungen erfordern eine besondere Beratung. (INTERNET: www.izepilepsie.de - allgemeinverständlicher bzw. www.epilepsie-netz.de - wissenschaftlicher)